Europa, und damit ist umgangssprachlich die Europäische Union (EU) gemeint, hat gegenwärtig eine schlechte Presse. Die EU gilt als elitenfokussiert, überreguliert und Brüssel als zu fern vom Alltag der europäischen Bürger:innen. Dabei wird ausgeblendet, dass das europäische Integrationsprojekt nach wie vor eine Erfolgsgeschichte darstellt. Nach wie vor streben weitere Länder auf dem Balkan (Serbien, Kosovo, Montenegro, Bosnien und Herzegowina, Nordmazedonien) und im östlichen Europa (Georgien, Moldau, Ukraine) in die Gemeinschaft. Ferner fördert die EU, anders als von Kritikern moniert, die kulturelle und sprachliche Vielfalt der Union, sie strebt also nicht nach einer Vereinheitlichung und nach Auflösung der Nationalkulturen. Schließlich ist die EU im Rahmen ihrer Kohäsionspolitik im Leben vieler EU-Bürger:innen präsent. Diese Strukturpolitik der EU umfasst etwa ein Drittel des EU-Haushaltes, im aktuellen Finanzrahmen 2021-2027 unter der Rubrik Zusammenhalt, Resilienz und Werte knapp 430 Mrd. €. Hinzu kommen 776,5 Mrd. € aus dem Wiederaufbaufond der EU (next generation EU), um die Pandemiefolgen abzumildern. Schließlich fördert die EU auch vielfältig die grenzüberschreitende Kooperation und ist, sicherlich aktuell mit das schwierigste Politikfeld, bemüht, die Asyl- und Migrationspolitik auf europäischer Ebene zu koordinieren.